Urban Sketching Kurs in Lübeck mit Ulrike Plötz

Am Wochenende war ich bei einem Zeichenkurs mit dem Thema Urban Sketching  in Lübeck. Ulrike Plötz hat uns am Freitag ersteinmal die Grundlagen zu Perspektive, Bildaufbau und Farbwahl sowie Räumlichkeit erläutert. Ulrike habe ich vergangenes Jahr beim Ladies Day und über meine Freundin Jenny Adam kennengelernt und das erste mal beim Treffen der Urban Sketchers Eutin mit ihr und vielen anderen gezeichnet.

Zeichenmaterial testen und dokumentieren

Wir haben zu Beginn Materialien getestet und erste Skizzen dafür angefertigt.

So haben wir verschiedene Stifte und Farben auf verschiedenen Papieren ausprobiert und diese mit Wasser angelöst, so dass wir testen konnten, welches Material sich am besten eignet.

Persönliche Vorlieben stehen dabei natürlich im Vordergrund! Ich habe für mich aber herausgefunden, dass ich gerne auf Aquarellpapier zeichne, dass ruhig eine stärkere Grammatur haben darf, damit es schöne Verläufe gibt.

Urban Sketching in Lübeck Material und Ausstattung

Neu war für mich, dass man auch mit Feinliner und Inky toll zeichnen kann UND man die Farben richtig gut mit etwas Wassers anlösen kann und mit dem Pinsel vermalen kann.

Empfehlenswert ist, dass wenn man einen tollen Stift testet, gleich notiert, welcher das war und die Farbe dazuschreibt. So bekommt man eine gute Übersicht über die Farben und traut sich vielleicht auch schneller daran, ein Sktechbook zu beginnen.

Sketchwalk durch Lübeck

Am Samstag haben wir uns dann direkt draußen getroffen, um hier schöne Plätze zum Zeichnen zu besuchen. Ulrike hat im historischen Altstadtkern tolle Gänge und Plätze gefunden, die flächenmäßig das größte Weltkulturerbe Deutschlands bilden. Das habe ich auch herausgefunden, nachdem ich mich im Nachgang nochmal mit den Gebäuden und Gängen auseinadergesetzt habe.

Urban Sketching in Lübeck unterwegs

Also auch in dieser Hinsicht war der Kurs ein großer Gewinn! Wir waren 17 Teilnehmer*innen und haben alle durch das Zeichnen gleich einen guten Gesprächseinstieg gehabt, obwohl die Gruppe altersmäßig gut gemischt war.

Der Vereinigungsgang in Lübeck ist optimal für Urban Sketching

Zum Start zeichneten wir im Vereinigungsgang bei der Rosenstraße. Hier hat sich jeder einen Platz gesucht, praktisch, dass es hier einige Hocker und Bänke wegen des Spielplatzes gibt!

Urban Sketching in Lübeck Ulrike Plötz beim Zeichnen

Witzig, dass in den kleinen Häuser herum die Menschen so langsam erwachten, während wir fleißig beim Zeichnen waren. So gingen manche Türen auf und ein fröhliches “Guten Morgen!” wurde uns zugerufen.

Später kamen noch Kinder dazu mit den besten Fragen: “Müsst ihr alle das Haus da zeichnen?” oder “Müsst ihr alle mit dem Wasserkasten malen?” und “Was sind Fineliner?” und so weiter. 🙂

Wir haben drei Skizzen in verschiedenen Techniken angfertigt und dann entschieden worin wir die große Skizze gestalten wollen. Beim nächsten Mal würde ich gerne mehr auf den Goldenen Schnitt achten und viel weniger Farbe benutzen.

Urban Sketching in Lübeck Vereinigungsgang

Urban Sketching in Lübeck Kurs mit Besprechung der Arbeiten

Während wir alle still zeichneten baute ein Herr neben uns ein super lecker aussehendes Törtchen-Gelage auf. Und er war so nett uns zu erzählen, dass dies eine Station des kulinarischen Stadtrundgangs in Lübeck sei.

Wow, das muss ich auch mal ausprobieren!

Kulinarischer Stadtrundgang mit Lübeck Kultouren

Urban Sketching in der Glockengießerstraße in Lübeck

Wir wären am liebsten dort geblieben, so lecker sah es aus, aber wir wollten ja noch mehr zeichnen und so ging es weiter zur Glockengießerstraße. Diese Straße existiert schon (mindestens) seit dem Jahr 1258 in Lübeck und hier befanden sich die Glockengießerbetriebe.

Die Mitarbeiter wohnten meist in den Buden, die sich hinter den prächtigen Bauten an der Straße befanden. Dies sind die schönen Gänge, die durch das Haupthaus hindurch erreicht werden können.

Urban Sketching in Lübeck Glockengießerstraße

In der Glockengießerstraße übten wir die Perspektive mit zwei Fluchtpunkten und das Vermessen des Gebäudes mit dem Bleistift. Manchmal vertut man sich ganz schön mit den Abständen! Auch wenn meine Zeichnung bei weitem nicht perfekt ist, hat es großen Spaß gemacht. Ich habe auch etwas über Bedeutungsperspektive gelernt, also wenn man selbst etwas als wichtiger findet und das dann automatisch größer darstellt, obwohl es in Wirklichkeit eigentlich kleiner ist. Verrückt. 🙂

Ein Stück weiter in der Glockengießerstraße habe ich dann den Eingang vom Haus der Werkmeister gezeichnet. Es ist so besonders, da es nicht giebelständig ist wie die anderen Häuser der Straße, sondern traufenständig. Das bedeutet, dass nicht sein Giebel zur Straße zeigt, sondern das Dach mit den Pfannen. Mir fiel es aber eher auf, da es so eng an die Katharinenkirche gebaut wurde und das Dach zum Teil an die Kirche ran gebaut wurde – über das Kirchenfenster hinweg. Das sieht wirklich seltsam aus!

Allerdings fand ich die Eingangstür am spannendsten und so machte ich mich daran, diese zu Zeichnen. Das Portal mit seinen vielen Verzeierungen aus dem Rokoko haben es wirklich in sich.

Urban Sketching in Lübeck - Haus der Werkmeister

Auf den ersten Blick dachte ich, diese wären genau spiegelgleich. Allerdings sind die linke und rechte Seite ganz unterschiedlich. Hier wohnten die Kirchenverwalter der Katharinenkirche.

Urban Sketching in Lübeck mit Ulrike Plötz

In unseren Zeichnungen haben wir einfach ein paar Farbflächen auf das Papier gebracht und darüber eine Zeichnung mit Kugelschreiber gesetzt.

Von der Glockengießerstraße geht der Füchtingshof ab. Hier konnten wir klasse die Zentralperspektive üben. Alle Linien (Hauskanten, Wege etc) laufen auf einen Punkt in der Ferne zu.

Gleichzeitig habe ich versucht, Licht und Schatten mit warmen und kalten Farben einzufangen. Das hat schon ganz gut geklappt wie ich finde. Dennoch gibt es natürlich viel zu lernen. Es ist trotzdem schön, beim Ausprobieren festzustellen, dass die Theorie tatsächlich in echt funktionert. 🙂

Urban Sketching in Lübeck - Füchtingshof

Mit das Spannendste war fand ich, dass wir nach jeder Zeichenstation alle unsere Blöcke und Zeichenbücher nebeneinander gelegt haben und man die verschiedenen Sichtweisen eines Ortes vergleichen konnte.
Besonders schön war der Austausch und die Fragen nach Material und “wie hast du das gemacht?”

Dazu gab Ulrike jede Menge hilfreiche Tipps und ermutigte die Truppe, ruhig mal schnell und mutig den Stift anzusetzen. Zeitlimits sind beim Urban Sketching eine gute Idee, auch wenn man am Anfang denkt: “Das schaffe ich nicht! Eine Skizze in 5 Minuten? – Hilfe!” Das ist eine gute Übung, die ich versuche auch in Zukunft häufiger mal einzusetzen.