Mein schönster Reisemoment – auf 2000 Meter Höhe

Tina von dem Blog Choices of Life hat zu einer Blogparade aufgerufen. Ihre Parade dreht sich um unvergesslich schöne Reisemomente und vielleicht möchtest du auf deinem Blog ja auch darüber schreiben. Hier findest du die Blogparade von Tina.

Beim Reisen bin ich immer sehr an der Kultur eines Landes interessiert. Die Geschichte, Kunst, Sprache und Menschen finde ich einfach spannend. Wenn ich meinen Aufenthalt dann auch noch am Strand verbringen kann, bin ich glücklich.

Großartige Unternehmungen mit viel Action und Sport sind dagegen eigentlich nicht so mein Ding. Das höchste der Gefühle war das Paragliding auf den Philippinen – wonach mir allerdings eine halbe Stunde ziemlich schlecht war. Die Fotos waren aber klasse und der Ausblick auch.

Ihr seht schon, ich bin nicht so der Held was großartige Mutproben angeht. Was für mich auf einer Reise wichtig ist und sie erst zu einem richtigen schönen Moment macht ist der Spaß, den man hat. Das kann bei einem schönen Essen mit neuen Freunden sein oder durch ein lustiges Missverständnis ausgelöst werden.

Das allerwitzigste und schönste Erlebnis auf einer Reise hatte ich dieses Jahr auf unserem Schweiz-Trip. Neben Besuchen in Luzern, Basel, Bern war natürlich auch geplant, “auf den Berg” zu gehen. Ob es dann auf der Melchsee-Frutt zum Snowboarden, Skifahren oder Schlittenfahren kommen sollte, wollten wir spontan entscheiden.

Ich hab einen großen Respekt vor Geschwindigkeit und Höhe, dies beides zu kombinieren und auf zwei Brettern den Berg runter zu sausen kommt mir recht waghalsig vor.

Außerdem wollten wir doch unsere neuen Schlitten ausprobieren! Also was soll ich sagen – die Schlitten fuhren mega schlecht! Das kann doch gar nicht sein, dachte ich mir, dass auf einer so hervorragenden Piste die Schlitten kaum vorwärts kommen.

Wir wurden reihenweise von anderen Rodlern überholt, die sich auf der Basis-Station, der Stöckalp einen Sportrodel ausgeliehen hatten. Klar, die Rodel sind aus Holz, lenkbar und besser gefedert als unsere Plastikschlitten. Aber dass unsere Rodel so schlecht fahren, war einfach nicht annehmbar.

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So entschied ich mich für die zweite Tour mit der Gondel hoch zur Melchsee-Frutt sofort dafür, ebenfalls einen Sportrodel zu leihen. Thomas wollte nicht so schnell aufgeben und seinem Schlitten eine zweite Chance geben – etwas Wachs auf den Kufen sollte für den nötigen Schwung sorgen und demnach für eine zügige Abfahrt.

Ich bot ihm zudem an, falls der Plan nicht aufgeht, ihn auf meinen Rodel mit aufzunehmen, den Plastik-Schlitten hinten an zu binden und zu zweit bis zur Stöckalp zu rodeln.

So sausten wir los – also ich sauste ziemlich gut, Thomas aber blieb schnell zurück. Obwohl ich bereits nach einigen Kurven auf ihn wartete, dauerte es etwa zwanzig Minuten, bis er auf dem Kunststoffschlitten ankam. Schnell entschied er sich dafür, bei mir mitzufahren.

Seinen Schlitten hatten wir rasch hinten an gebunden, so nahm er hinter mir Platz und los ging die verrückte Tour! Und das war sie wirklich! Hatte ich den Sportrodel ziemlich gut im Griff, als ich noch alleine darauf fuhr, musste ich mich erst mal an die neue Lenkweise mit zwei Personen zu gewöhnen.

Gemeinsam legten wir uns in die Kurven und schossen wie die Bobteams in dem Film Coolrunnings über die Pisten, was sag ich – Steilabfahrt pur! Zumindest gefühlt raste mein Herz bei jeder Kurve, bei jedem Abhang. Thomas klammerte sich immer stärker an mir fest und irgendwann bekam ich von hinter mir nur noch den erstickten Kommentar zu hören: “Ich kann nichts mehr sehen!”

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Wie, mein Co-Pilot hat keine Sicht? Das ist schlecht! Also machte ich mich alleine ans Lenken und auch wenn die Sportrodel super zu Handhaben sind, viel es mir nicht so leicht, auf der Piste zu bleiben. Und wie so oft in schier ausweglosen Situationen kann man einfach nicht mehr anders als lachen!

Also fuhren wir in einem Höllengespann auf einem Schlitten, der zweite Schlitten baumelte im Schlepptau hinter uns her, Thomas mit verrutschter Mütze und somit halb blind und ich vom schlimmsten Lachanfall ever geschüttelt.

Ich konnte mich einfach nicht mehr einkriegen, bemühte mich einfach nur noch, dass wir bei der Rodelabfahrt nicht die Piste verlassen oder in den engen Kurven ins Netz fliegen und stellte mir lebhaft vor, wie wir wohl von außen aussahen.

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Tja, was soll ich sagen? Die Krönung war ein schweizerischer Skifahrer, der uns sah und wohl der Meinung war, dass wir nicht genügend Speed drauf hatten und uns auf Schweizer-Deutsch etwas zurief und uns nebenher fahrend einen gehörigen Schubs in Richtung der kommenden Steilpiste verpasste.

Wir antworteten beide im Chor mit einem lauten: “Neeeeein!” und sausten im Affentempo den Hang hinunter. Es war klasse! Völlig durchgeschüttelt, mit roten Wangen und Bauchmuskelkater vom Lachen und Lenken des Sportrodels kamen wir nach 8 Kilometer Piste auf der Stöck-Alp an.

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Noch abends im Bett musste ich in mich hineinlachen, als ich daran dachte, wie unser Gespann und unsere Fahrweise auf der Rodelstrecke wohl ausgesehen haben muss.

Der schönste Reisemoment? Wenn man doch nicht vom Abhang fällt!

Es war herrliche – einer der lustigsten Tage seit langem und er wird mir ewig im Gedächtnis bleiben. Du möchtest einen weiteren Urlaubserfahrungsbericht lesen – dann bitte hier entlang!