He is back: Teppich für alle! Die Trends für Farbe, Muster und Material sind da

Jahrelang fristeten Teppiche in meiner Vorstellung und auch bei Freunden und Bekannten ein Schattendasein. Ich persönlich war einfach zu vorbelastet durch die Stilsünden meiner Eltern – Von großformatigen und psychedelisch angehauchten Mustern der 70er über die farbintensiven 80er bis hin zu den fast schon spießigen 90er Jahre war irgendwann klar: abgezogene Dielen – vielleicht noch weiß lackiert, falls das Holz nicht mehr so tippitoppi war oder eben der cleane polierte Betonboden sind der wahre Hit.

Doch langsam und schleichend kamen Teppiche wieder auf den Plan – zuerst in sonst recht minimalistischen Berliner Altbauwohnungen der Akademikerkinder, die sich Omas alten Perser vor’s Palettenbett legten – völlig ironisch gemeint natürlich.

Doch bald schon fand man immer wieder und häufiger Teppiche in allen Teilen der Wohnung – bei Freunden auf einschlägigen Instagramprofilen und dann auch in Blogs und und und. Ich persönlich habe mich dann alsbald in einen Beni Ourain Teppich verliebt als ich bei Yellow Lemon in Berlin war.

Doch ganz gleich, welches Format, welche Höhe oder welches Muster ihr euch wünscht, die Vielfalt ist riesig. Klar, das wusste man schon lange, wenn man einen Teppich gesucht hat und einfach nichts passendes in den Geschäften der Stadt oder den Onlineshops zu finden war.

So viele Teppiche – aber was will ich eigentlich? So ähnlich fühlte ich mich auch vergangenes Wochenende. Als eine von vier Bloggerinnen wurde ich zur Domotex eingeladen – zur führenden Messe für Bodenbeläge und Teppiche in Hannover. Und da ich im Bausektor nicht gerade aktiv bin, sondern mich auf flexible Lösungen freue setze ich bei meinem Besuch auf Teppiche.

Gerade habe ich zum Beispiel wieder einen Teppich zurückgetauscht – innerhalb der Familie. Da wandert schon mal ein Möbelstück oder Wohnaccessoire von einem zum anderen. So hängt das selbstgebaut Familiengewürzregal nach 5 Jahren in meinen vier Wänden bei meiner Schwester in der Küche.

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So jetzt aber wieder zurück zur Domotex. Und hier war die Auswahl unglaublich groß! Es war mir eine große Hilfe, dass wir gleich zu Beginn unseres ersten Besuchstages von dem Designer Stefan Diez (ihr wisst schon, der Designer der Serie “New Order” für HAY) im Rahmen der Innovations@Domotex Tour herumgeführt wurden.

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So bekamen wir gleich zu Beginn einen kleinen Überblick und noch wichtiger:
Einblick in die verschiedenen Styles, Hintergründe und Materialien.

Startpunkt war der Stand von Vorwerk, der laut Stefan alleine einen Besuch auf der Domotex Wert sei. “Wenn man sich die Muster anschaut, sieht man schnell, dass jeder Farbton sitzt.”

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Ganz im Fokus bei allen Teppichen sind moderne Töne in Pastell wie etwa der Pantone Farbton 2016 Rose Quartz. Aber auch entsprechende Kombipartner werden zu einzelnen Farben vorgeschlagen. So passt zu einem rosa Teppich natürlich helles Holz, Gold, Beige, Weiß und auch scharze Accessoires sind ideal und geben der Farbe einen edlen Touch und nehmen ihr etwas den mädchenhaften Charakter.

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Und richtig: wir lassen uns vor Ort auch noch die einzelnen Muster genauer zeigen und sind schnell begeistert von den Farben und Bordüren und befühlen fleißig die Proben. Den Vorwerk hat hier mehr zu bieten als reine Auslegware. Mit den coolen Bordüren machen die Teppiche richtig was her und können auch mal in einem anderen Zimmer liegen.

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Wie gut, dass ich demnächst ein ziemlich umfassendes Arbeitszimmer Make-over geplant habe und noch auf der Suche nach einem passenden Bodenbelag bin.

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Wer weiß, vielleicht werde ich hier ja fündig für die anstehende Renovierung? Ich lasse euch auf jeden Fall daran Teil haben!

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Am Stand von Zollanvari aus dem Iran gab es wunderbare Seidenteppiche zu sehen, die klassische Muster mit modernen mischten.

Innovations@DOMOTEX Guided Tours: Tour Guide Stefan Diez (Stefan Diez Office) & Thomas Geuder (Architekturjournalist)
Innovations@DOMOTEX Guided Tours: Tour Guide Stefan Diez (Stefan Diez Office) & Thomas Geuder (Architekturjournalist) Quelle: Domotex / Deutsche Messe Hannover

Hier erfahren wir auch, das Seidenteppich gar nicht so leicht zu färben sind und hier auf der Messe ein absolut neues Färbeverfahren vorgestellt wurde – bzw. die Ergebnisse. Zu dem Verfahren war einfach nichts weiter herauszubekommen – top secret, eben!

Durch die Mischung von Bambus-, Bananen- und Seidenfasern können die handgeknüpften Teppiche auch bereits ab 300 €/qm angeboten werden und somit für ein “breiteres” Publikum erschwinglich werden.

Weiter ging es zu dem Stand von Hossein Rezvani. “Mit das Außergewöhnlichste, was es auf der Domotex zu sehen gibt.” – Mit diesen Worten wurden wir von Stefan Diez auf den Stand geleitet.

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Weltleitmesse für Teppiche und Bodenbeläge. Im Bild: Hossein Rezvani, Hossein Rezvani Design, Hamburg (Halle 17, Stand D43), Quelle: Domotex / Deutsche Messe Hannover

Von den weiteren Worten bekomme ich kaum etwas mit, da ich einfach zu abgelenkt war von den Mustern und der Verarbeitungstechnik.

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Durch den Einsatz von Wolle und Seide kommen ganz verschiedene Ebenen zum tragen, die das traditionelle Muster prägen.

Klar, wenn man an das Wort „Teppich“ denkt, haben die meisten von uns einen Perser im Kopf, aber dass diese jetzt so modern aussehen können begeistert mich.

Innovations@DOMOTEX Guided Tours: Tour Guide Stefan Diez (Stefan Diez Office) & Thomas Geuder (Architekturjournalist)
Innovations@DOMOTEX Guided Tours: Tour Guide Stefan Diez (Stefan Diez Office) & Thomas Geuder (Architekturjournalist) Quelle: Domotex / Deutsche Messe Hannover

Am Stand von Gumi aus Polen bekommen wir eine Innovation zu sehen: einen kleinen Kunststoffklipp, mit dem die Holzelemente zu individuellen Mustern als Außenbodenbelag zusammengeklickt werden können. Kein Abzählen mehr mit den immer gleichen Holzfliesen, die immer etwas rangestückelt aussehen und nie so richtig passen.

Ihr seht links die gradlinige Variante und rechts – funky Fischgrät.

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Was mich aber noch mehr begeistert ist das Holz “ThermoAsh”, also Eschenholz das dank dem Erhitzen so abgehärtet wird, dass es wasserfest ist und für Pilze, die so einen schönen Holzboden im Außenbereich vermodern lassen würden, nicht mehr anfällig ist.

Dieser Boden ist eigentlich hell, es gibt ihn aber auch in dunkel gebeizt (was mir nicht sooo gut gefällt – etwas langweilig..)

Außerdem fand ich den Stand von Rug Star auch ganz ansprechend – die Teppiche sind wirkliche Hingucker und insgesamt ist der Auftritt eher sexy-rockstar-mäßig, was der Name ja schon implementiert.

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Manche Motive sind tatsächliche Bilder wie das Pfauenauge, bei anderen Teppichen, scheinen die Farben und Materialien wild zu verlaufen.

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Aus verschiedenen Blickwinkeln kann man die Strukturen der Oberfläche noch besser wahrnehmen. Und auch die kleingemusterte Variante mit Pflanzenelemente ist ganz nett anzuschauen.

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Dagegen war Burak Aydogan sehr zurückhaltend sowohl von der Präsentation seines Standes her als auch im persönlichen Gespräch. Die bunten Teppiche sind dagegen umso auffälliger und ich könnte mir diesen Teppich mit den gemischten Rost- und Pinktönen super gut zu einem grauen Sofa vorstellen.

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Knotisse heißt sein Unternehmen und neben einer Auswahl von verschiedenen geknüpften Teppichen wie einem klassischen Kelim (vielleicht für die Küche?) habe ich mich in die Kissen verliebt.

Sie erinnern mich nämlich sehr an die Einrichtung des Pez Vela in Barcelona, in dem ich mich im Dezember in die Kissenlandschaft am offenen Feuer kuscheln konnte.

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Außerdem konnte ich dabei sein, wie er zu der Auswahl eines Wohnzimmerteppichs beraten hat. Die flach gewebten, hellen Teppiche sind super. Erstens weil sie aus gebrauchten Teppichen, die aufgeknüpft werden wieder neu verwebt werden.

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So bekommen die Naturfasern wie etwa Ziegenhaar und Baumwolle, um nur zwei zu nennen ein zweites Leben. Und zweitens sind Teppiche so groß und flach, dass Möbel ohne Probleme auf ihnen arrangiert werden können. Also da kippelt nix und nachhaltig ist die Arbeit auch noch. Klasse!

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Als Abschluss kann ich noch von dem Stand von Akara berichten, bei dem ich selbst fast schwach geworden wäre. – Wegen der Kissenhüllen.

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Ja, ich weiß, wer geht schon auf eine Bodenbelagsmesse, um mit Kissenhüllen nach Hause zu fahren?

Aber diese waren einfach zu schön! Schade, dass man auf einer Fachbesuchermesse nur mit Orderschein bestellen kann (mindeste Abnahme 50 Stück) – was soll ich denn mit so vielen Bezügen? Aber als Inspiration für die neusten Trends allemal ideal.

Aber auch die Teppiche aus Indien sind wahre Knüller – am liebsten hätte ich einen schwarz-weiß gemusterten. Aber welchen der kleinen Läufer sollte ich nur nehmen?

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Die Auswahl am Stand ist groß und alles ist übersichtlich nach Materialien und Größen vorsortiert – perfekt!

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Und was war jetzt der wichtigste Trend der Domotex? Lebendigkeit!

Leben in die Bude zu bringen heißt nicht nur, sich einen bunten Teppich hinzulegen, sondern auch, dass man darauf seine Spuren hinterlassen darf.

Ob auf den Böden von Vorwerk, auf denen man dank der Fußabdrücke im Gewebe ganz verschiedene Farbschattierungen hervorruft – der Grund: Das Licht bricht sich auf einem Boden der benutzt wurde immer ein wenig anders als auf einem frisch gesaugten Teppich, der in eine Richtung glattgestrichen ist, was man auf dem Teppich in Petrol von Vorwerk gut sehen kann.

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Alte Perser von Oma haben noch andere Spuren, die man meist erst sieht, wenn man alle Möbel weggeräumt hat. Sie zeigen die Wege des Raumes und Lieblingsplätze sind eindeutig zu erkennen. Auch das sind Spuren des Lebens, die einen Teppich lebendig werden lassen.

Doch auch in der Verarbeitung der Teppiche wird mit dem Reiz des Zufalls gespielt – wie etwa bei der edelgroup aus den Niederlanden, die ihre Wollteppiche mit Tencel mischen und so ein Mischgewebe haben, das sich beim Färben etwas unterschiedlich verhält und dadurch auch eine unterschiedlichere Farbgebung erreichen.

Hier liegt der Fokus also eher auf dem Material als im Gegensatz zu Vorwerk, wo der Fokus auf den Farben und deren Wirkung liegt.

Insgesamt hatte ich eine gute Zeit auf der Domotex und freue mich ganz besonders neben der Inspiration der Messe auch Antonia von craftifair, Anna von Annablogie und Izabella von Mädchenwahn getroffen zu haben.

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ahoipopoi-interior-blog

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