Ärzte ohne Grenzen – Vortrag in Niendorf

Am Freitag war ich in Niendorf bei einem Frühstück und einem Vortrag von Heidi Anguria über ihre Arbeit bei Ärzte ohne Grenzen.

Ich freute mich schon auf die Veranstaltung, da ich mehr über die Arbeit MSF (Medecins sans frontieres) erfahren wollte und dies für mich das erste Mal war, jemanden persönlich zu treffen und Informationen aus erster Hand zu erfahren.

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Das Ziel von Ärzte ohne Grenzen ist es, Menschen in Not zu helfen, unabhängig von ihrer ethnischen, religiösen oder politischen Herkunft.

Die private Organisation hilft somit Opfern von Katastrophen – gleichermaßen Naturkatastrophen oder durch Menschen geschaffene und Opfern von bewaffneten Konflikten.

Die Unabhängigkeit von Ärzte ohne Grenzen ist überaus wichtig für die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten. Einfach, um möglichst nicht selbst Ziel zu werden, was insbesondere in Kampfgebieten sehr gefährlich werden kann.

Heidi Anguria berichtet selbst, dass sie in den Jahren ihrer Arbeit eine Pause eingelegt hat, als sie Mutter wurde und erst nachdem ihr Sohn erwachsen war wieder losgezogen ist.

“Ich kann mir einfach keine erfüllendere Arbeit vorstellen.” Heidi Anguria

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Im Vorfeld wird festgelegt, wie lange ein Einsatz dauert. Man ist entweder für eine bestimmte Aktion vor Ort, die nur einige Wochen dauert oder legt fest, dass man für mehrere Monate oder sogar ein Jahr im Einsatz ist.

Die meisten Mitarbeiter sind Ärzte oder Pfleger, also medizinische Kräfte. So wie Heidi Anguria, die Kinderkrankenschwester ist, aber auch Erwachsene im Einsatz behandelt.

Mittlerweile ist sie meist zwischen drei und vier Monaten im Südsudan oder wie zuletzt auf einem Schiff vor der Küste Libyens eingesetzt. Wenn sie dann zurück in der Heimat ist freut sie sich natürlich auf ihre eigene Wohnung – die sie trotz mehrmonatiger Abwesenheit behält. Und natürlich auf ihre Familie.

Wenn es dann zum nächsten Projekt geht, wird die Wohnung in Lübeck untervermietet und es wartet wieder jede Menge Arbeit – Menschen, ihre Schicksale und Krankengeschichten.

Jeden Einzelnen zu behandeln und Angesichts von Verzweiflung, oftmals schwerer Krankheit und extremen Verletzungen oder sogar Tod nicht sich selbst zu verlieren sei das Wichtigste.

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Man darf die Arbeit nicht zu nah an sich ran lassen – das ist ein Satz, den auszusprechen vielleicht nicht so schwer ist, aber das Umsetzen stelle ich mir umso schwieriger vor.

Dabei helfen Erfahrungen und gegenseitige Unterstützung – auch zurück in Deutschland. Oder eben so schöne Momente, wenn selbst in den abwegigsten Situationen etwas so Schönes geschieht wie die Geburt der kleinen Mercy auf dem Rettungsschiff “Aquarius”.

“Wir waren hier unterwegs mit einem Schiff, auf dem eigentlich 500 Menschen Platz haben – mit 1000 Menschen an Bord.”

Jeder, der an Bord geholt wurde benötigt trockene Kleidung, Trinkwasser und oftmals müssen die Menschen aufgewärmt werden. Dafür rotieren dann die Mitarbeiter, um möglichst viele Wärmflaschen bereit zu haben.

Die gesundheitliche Verfassung spricht Bände – aus den Internierungslagern in Libyen und Spuren von Folter und Gewalt der ausbeuterischen Schlepperbanden. Dazu kommt eine schlechte allgemeine Verfassung wie Mangelernährung und Folgekrankheiten der langen, schlechten sanitären Versorgung.

Dazu kommen Verletzungen wie etwa Verbrennungen, die durch ein Gemisch von Meerwasser an Board mit ausgelaufenem Benzin verursacht werden.

Bei anderen Einsätzen wie im Südsudan steht man vor der Aufgabe, Menschen mit ausreichend Trinkwasser auszustatten. Pro Mensch und Tag sind 20 Liter das eigentliche Ziel, oftmals kommt man gerade auf 5 Liter. Während wir hier in Deutschland täglich im Schnitt 120 Liter täglich verbrauchen.

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Etwa 1,7 Millionen Menschen leben als Vertrieben im Südsudan, die aus ihren Heimatorten geflüchtet sind. Das Gesundheitssystem des Landes ist komplett zusammengebrochen.

Ohne Ärzte ohne Grenzen würden viele Menschen hier keine ärztliche Hilfe bekommen. Und bei länger andauernden Krankheiten muss man die Patienten auch noch motivieren, mehrmals die Woche zu den Ärzten zu kommen. Oftmals muss dafür nämlich ein sehr langer Fußweg zurückgelegt werden.

Wenn ihr mehr über Ärzte ohne Grenzen erfahren wollt oder vielleicht sogar sehen möchtet, was jeder Einzelne von uns tun kann, findet ihr hier weitere Informationen:

www.aerzte-ohne-grenzen.de

Hier geht es zum Blog von Heidi Anguria:

blogs.msf.org/de/mitarbeiter/authors/heidi-anguria

Organisiert wurde der Vortrag von Susanne Sommerfeld, der Gleichstellungsbeauftragten in Timmendorfer Strand. Vielen Dank dafür!

Die nächsten Vorträge von Heidi Anguria sind in Kiel und in Lübeck.